Die Geschichte der Rengnathmühle

1497 wurde die Mühle an der Weißen Laaber erstmals erwähnt. Seitdem hat sich die Bedeutung des Ortes dramatisch verändert.

Aus der Zeit von 1497 bis 1860 ist nicht mehr so viel bekannt, außer dass die Mühle von unschätzbarem Wert war für die Bewohner des kleinen Dorfes. Sie mahlte das Getreide, das die umliegenden Bauern zur Mühle brachten. Aus dem frischen Korn stellte der Müller, damals noch mit dem Steinmahlgang, Mehl her.  

Ab ca. 1600 wurde das Sägewerk, das mit einem zusätzlichen Wasserrad angetrieben wurde, an die Mühle angebaut.  Dadurch versprachen sich die Müller mehr Umsatz. Das Sägewerk war seitdem bis 2016 in Betrieb.


Die goldene Zeit der Rengnathmühle

1860 wurde die Mühle im Wasserbrief der Stadt Dietfurt als Besitz der Familie Rengnath erwähnt. Damals war Urgroßonkel Franz Rengnath (Bild) Junggeselle in der Mühle. Er und Josef Plank waren es, die das elektrische Licht nach Dietfurt brachten. Beide besuchten 1895 eine Technikmesse in Budapest. Danach gelang es Franz Rengnath 1897 das erste elektrische Licht in Dietfurt mithilfe eines 110-V-Dynamos zu erzeugen. Dieser war an fünf unterschlächtige Wasserräder angeschlossen. Später wurde das ganze Dorf mit elektrischem Licht versorgt, nachdem er die Erlaubnis des Magistrats erhalten hatte.

Josef Plank und Franz Rengnath blieben weiter sehr gute Freunde. Außerdem half Josef dabei, Franz und seinem Bruder  Michael bei finanziellen Engpässen für den Kauf neuer Strommaschinen aus. Ohne ihn wäre die Stromversorgung in Dietfurt nicht möglich gewesen.

1904 verkaufte Michael Rengnath seine eigene Mühle in Grösdorf bei Kipfenberg, um seinem Bruder den Kauf der Mühle in Dietfurt zu ermöglichen. Noch im selben Jahr zahlten die Brüder 20.000 Goldmark und kamen dadurch in den Besitz des Elektrizitätswerks mitsamt dem Dietfurter Stromnetz. 

Noch im selben Jahr übernahm Benedikt Rengnath, Sohn von Michael Rengnath, die Mühle. Die Zukunft war vielversprechend, schließlich war die Mühle hochmodern. Der damals 21-Jährige ersetzte sogleich die hölzernen Wasserräder durch eiserne. Außerdem kaufte er eine neue 110-V-Gleichstrom-Lichtmaschine mit einer 60-A-Batterie. Diese Batterie wurde bald darauf auf 120A und dann auf 220A erweitert, damit die etwa 1000 Bewohner des Dorfes auch ohne den Einsatz des Generators ca. 3 Stunden Licht hatten. Noch vor dem ersten Weltkrieg (1906) wurde eine 25-PS-Dampfmaschine und das Wasserrad durch eine 25-PS-Turbine ersetzt, um noch mehr Strom erzeugen zu können. Die Dampfmaschine half dabei Engpässe zu überwinden, und die Turbine konnte das Gefälle des Wassers besser für sich nutzen um so mehr Energie auf den Generator übertragen. Zudem wurde ein 35-PS-Dieselmotor im selben Jahr angeliefert und in drei Monaten zusammengebaut.

Außerdem wurde die komplette Getreidemühle erneuert. Seit 1906 wurde Korn mit Walzenstühlen aus Eisenwalzen gemahlen. 

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Mühle keine Schäden davon getragen. Bald kam eine neue Dampfmaschine mit ca. 60 PS. 1925 wurde die alte Turbine durch eine liegende 60-PS-Francis-Zwillingsturbine ersetzt. Seit diesem Zeitpunkt wurde in Dietfurt Wechselstrom erzeugt. 1934 kaufte Benedikt Rengnath einen 80-PS-Dieselmotor, der den alten ersetzte. Die Leistung der Mühle wurde auf ca. 200 PS erhöht. 

 

Auch im Zweiten Weltkrieg blieb die Mühle unversehrt, nur der Dieselmotor und der alte Gleichstromgenerator wurden nach Russland gebracht.  Bis 1950 war Benedikt Rengnath der Müller und veränderte viel. Neben den Erneuerungen innerhalb der Mühle baute er in seiner Amtszeit als Bürgermeister der Stadt das Krankenhaus.

Links Benedikt Rengnath und daneben sein Vater Michael.

 

 

 

 

Rudolf Rengnath betrieb die Mühle von 1950 bis 1980 zusammen mit seinem Bruder Franz (Mitbesitzer 1952 bis 1992) weiter. Er war zuständig für die Wartung der Strommaschinen und für das Dietfurter Stromnetz. 1965 wurde das Juradach, welches typisch für das Altmühltal ist, durch ein Ziegeldach ersetzt. Rudolf Rengnath war der letzte Müller im unteren Altmühltal.



Diese zwei Karten (links: Luftbild von heute; rechts: historische Karte) zeigen, dass sich die Mühle von der Luft aus betrachtet kaum verändert hat.


Der Rückgang der Müllerkultur

Bis 1980 wurde in der Mühle Getreide gemahlen. Schließlich musste sie schließen, da die Lieferanten keine Säcke mehr transportieren wollten. Stattdessen wollten die Großbäckereien das Mehl nur noch von Silos abholen. Logistisch gesehen war dies für den Familienbetrieb unmöglich zu bewerkstelligen. 

Ähnlich erging es vielen Müllerfamilien in Deutschland. Mühlen waren nicht mehr so bedeutend, wie vor 100 Jahren. Das große Mühlensterben begann in den 50ern. Zu dieser Zeit gab es noch 19.000 Mühlen in Deutschland. Bis 1980, also bis die Rengnathmühle schließen musste, waren es nur noch 2.500 Mühlen.

Das Sägewerk wurde bis 2016 weiter bewirtschaftet, bis es einem verheerenden Brand zum Opfer viel.

Seit 1998 ist die Rengnathmühle ein Museum und wird von Rudi Rengnath geleitet. Im Museum selbst kann man noch die fasziniernde Technik der modernen Getreidemühle bestaunen und eine Ausstellung der Familiengeschichte.


Fazit

Die Mühle in Dietfurt hat seine besten Zeiten hinter sich. Der Anfang ihres Endes war die Industrialisierung in Deutschland. In Dietfurt hat die Industrialisierung mit dem ersten elektrischen Licht angefangen. Schon damals hatte es Franz Rengnath schwer, die neuesten Maschinen zu kaufen und diese in Stand zu halten, deswegen kam es nicht selten vor, dass der Junggeselle in finanzielle Schwierigkeiten geriet. 

Später, als Benedikt mit 21 Jahren Müller wurde, hatte die Mühle ihre letzte Hochphase, bevor die Bedeutung der Mühle verschwand. Der junge Müller modernisierte die gesamte Mühle mit neuen Maschinen. Die Stromversorgung war für die damalige Zeit hervorragend und das Dorf wurde komplett von der Mühle versorgt. Außerdem wurden Walzenstühle gekauft, um die Mehlproduktion zu vergrößern. Schließlich wurde Benedikt Rengnath noch Bürgermeister. Dieser Titel ehrte seine Arbeit und natürlich die Bedeutung, die er für die Stadt hatte.

Sein Sohn war der letzte Müller der Familie, er war weiterhin zuständig für das Stromnetzwerk in Dietfurt, aber die Mühle konnte schon lang nicht mehr das ganze Dorf versorgen und durch die Stromversorgung wurde nicht mehr so viel verdient wie vor 50 Jahren. Die Bedeutung der Mühle schwand nicht nur innerhalb Dietfurts, sondern auch in ganz Deutschland. Wegen des Mühlensterben um 1950 mussten immer Mühlen schließen, da Großbetriebe mit den neuesten Maschinen den Markt eroberten. 

Ähnlich erging es der Rengnathmühle, die 1980 die Mehlproduktion einstellte. Von den damals 19.000 Mühlen, die es 1950 noch in Deutschland gab, sind nur 220 übrig (Stand 2016).

1998 wurde die ehemalige Mühle ein Museum. So bleibt die Geschichte der Mühle lebendig, denn sie war einst das Herz von Dietfurt.